Starlinger intern, 2024/01 - Ausgabe 36
noch zuhauf gab, lernte er damals auf seinen Reisen kennen. In diesen Jahren arbeitete er auch an der Konstruktion der Austrofil ® - Spinnanlagen für Filamente für Textilgarne mit, die später von SML übernommen und weiterentwickelt wurden und bis heute unter diesem Markennamen vertrieben werden. 1999 wurde die Position des Gruppenleiters der Abteilung Konstruktion Extrusion – Bändchen- und Beschichtungsanlagen – frei; Fürst übernahm sie. Er war in der Folge maßgeblich an der Entwicklung der ersten stacoTEC-Beschichtungsanlage beteiligt. Es war die Zeit der ersten von Starlinger ausgelieferten AD*STAR ® - Sackkonfektionsanlagen, und die für die AD*STAR ® -Sackproduk tion erforderlichen Beschichtungsanlagen wurden damals von SML beigesteuert, einem ehemaligen Konkurrenzunternehmen, dass seit 1995 zur Starlinger-Gruppe gehört. „Eines Tages kam der Herr Cada zu mir und sagte: „Machen’s selber eine – das Geschäft, das überlassen wir nicht den Lenzingern.“ Und dann haben wir die erste stacoTEC gebaut.“ Kurt Cada sollte Recht be halten – innerhalb weniger Jahre vervielfachte sich die Anzahl an jährlich gefertigten stacoTEC-Anlagen. Die damals weltweit größte Bändchenanlage für Gewebesäcke – die starEX 2000 – entstand ebenfalls unter Fürsts Ägide. 2005 wurde er zum Leiter der Konstruktionsabteilung ernannt. Der Einstieg war turbulent: Nach dem Bruch mit W&H musste eine eigene AD*STAR ® -Sackkonfektionsanlage gebaut werden. Die ad*starKON 60 wurde innerhalb weniger Monate entwickelt und zur Produktionsreife gebracht. Ihr folgten im Laufe der Jahre mit der ad*starKON SX, adstar*KON HX und adstar*KON SX + unsere erfolgreichsten Sackkonfektionsanlagen nach. Nach 19 Jahren im TB resümiert Herbert Fürst: „Es bleibt immer eine Herausforderung. Besonders in den letzten Jahren hat sich mein Tätigkeitsfeld massiv verschoben. In den 1990er Jahren waren wir noch 22 Konstrukteure im TB hinten im „Turm“, heute sind wir mit 118 hier im neuen Trakt. Es ist zwar immer noch der gleiche Sessel und das gleiche Büro, in dem ich hier sitze, aber der tägliche Ablauf ist ein ganz anderer: viel mehr Patentwesen, viel mehr Personalagenden.“ Es gab auch die eine oder andere Erkenntnis: „Wenn man innovative Projekte angeht, muss klar sein, dass man alle notwendigen Ressourcen dafür hat: Haben wir die Leute? Haben wir den Platz? Haben wir das Know-How? Haben wir den Programmierer? Ohne Digitalisierung geht im Maschinenbau heutzutage nichts mehr.“ Besondere Erlebnisse hatte Herbert Fürst in den 35 Jahren bei Starlinger viele. Welche Eindrücke stechen da besonders hervor? „Auf alle Fälle der Zu sammenhalt unter den Kollegen – der Starlinger-Geist ist, denke ich, über all die Jahre das Herausragende. Und dass die Geschäfts leitung Verständnis zeigt, wenn sich einmal etwas nicht wie geplant ausgeht, und mit Bedacht agiert. Das ist in vielen anderen Unternehmen sicher nicht so.“ Was treibt Herbert Fürst heute an? „Noch mehr als die techni schen Herausforderungen schätze ich die Zusammenarbeit in der Kollegenschaft. Teamwork – das taugt mir. Gemeinsam an etwas tüfteln – wir haben das Glück, viele gute Mitarbeiter zu haben, die das Rückgrat bei Neuentwicklungen darstellen – das ist schon sehr cool. Und das aktuell spannende Thema „Bernstein“ natürlich – bei der Eröffnung des neuen Standortes möchte ich unbedingt noch dabeisein.“
HERBERT FÜRST
35 JAHRE BEI STARLINGER – VON SHUTTLE DOCTORS, TEAM WORK UND KOLLEGIALITÄT 1989 – der Abbau des Eisernen Vorhangs beginnt, die Berliner Mauer fällt. Nach einer eher formlosen Bewerbung am Telefon be ginnt Herbert Fürst am 2. Jänner dieses ereignisreichen Jahres als Maschinenkonstrukteur bei Starlinger. „Ich war in meiner letzten Woche Wehrdienst, Ende November 1988. Es gab damals noch im Bezirk Baden die Zeitung „Arbeitsmarkt“. Die habe ich mir am Arbeitsamt in Berndorf geholt, aufgeschlagen, und dann stand da „Starlinger Maschinenbau Weissenbach sucht Konstrukteure“ und eine Telefonnummer“, erinnert sich Herbert Fürst. „Da habe ich dann angerufen und bin im „Turm“ beim damaligen Konst ruktionsleiter Johann Brandstätter gelandet.“ Er wurde für den nächsten Tag zum Vorstellungsgespräch bestellt und musste gleich vor den „drei Obersten“ im Unternehmen – Firmeninhaber Franz Huemer, Geschäftsführer Kurt Cada und Konstruktionsleiter Johann Brandstätter – bestehen. Nach 30 Minuten Gespräch wurde er direkt eingestellt. Der ausgebildete Landmaschinentechniker – er absolvierte die HTL Wieselburg – begann seine Laufbahn bei Starlinger im Be reich Konstruktion Webmaschinen, wo er auch auf Montage fuhr und als Inbetriebnahme- und Servicetechniker arbeitete. Damals wurden noch relativ viele Sonderwebmaschinen gefertigt, für deren Installation und Inbetriebnahme Spezialisten wie Fürst ge fragt waren. „Damit war ich ein Exot – die meisten Konstrukteure blieben eher in Weissenbach. So bin ich schon 1991 zum ersten Mal alleine nach Yantai in China gereist – auf Montage fahren war damals noch ein richtiges Abenteuer.“ Auch nach Indonesien, USA oder Mexiko hat es ihn unter anderem verschlagen. „Nach vier, fünf Wochen, oft im tiefsten Hinterland, sieht man, wie es bei unseren Kunden wirklich zugeht – da sind in Asien heute noch die sogenannten Shuttle Doctors barfuß oder in Flipflops unterwegs und reparieren die Webschützen. Das sind wertvolle Erfahrungen, die ich nicht vergesse. Und man lernt, worauf es in vielen Fällen bei der Konstruktion am meisten ankommt: Einfache Bedienbar keit und Robustheit der Anlagen.“ Auch die technischen Entwick lungen der Konkurrenz, die es damals im Webmaschinenbereich
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